Wann MAO-Hemmer bei Angststörungen sinnvoll sind

SSRI und SNRI sind unumstritten der Goldstandard bei der Behandlung von Angststörungen, Phobien und Panikattacken. Warum also noch auf die oft schwer verträglichen Monoaminooxidase (MAO)- Hemmer zurückgreifen?

Ganz einfach: Weil sie genau dann helfen, wenn andere Medikamente nicht wirken. Eine aktuelle Studie bestätigt ihre Wirksamkeit – und zeigt, wann sie die bessere Wahl sein können.

In diesem Artikel erfährst du, wann MAO-Hemmer sinnvoll sind, wie sie wirken und worauf du achten solltest.

Mao-Hemmer bei Angststörungen
Neue Studie zu MAO-Hemmer bei Angststörungen

Was sind MAO-Hemmer?

MAO-Hemmer sind eine Klasse von Antidepressiva.

Sie wirken, indem sie das Enzym Monoaminooxidase blockieren, wodurch die Konzentration der Neurotransmitter

  • Serotonin
  • Noradrenalin und
  • Dopamin

im Gehirn erhöht wird.

Durch diese Blockade der Monoaminooxidase werden die Neurotransmitter langsamer abgebaut, wodurch ihre Wirkung im Gehirn verlängert wird – das führt zu einer stabileren Stimmung, reduziert Ängste und verbessert das emotionale Gleichgewicht.

Research Brief Doc – Praesentation

Der Unterschied anderen Medikamenten-Klassen

Im Gegensatz zu den anderen Medikamenten bei Angststörungen:

die gezielt die Wiederaufnahme einzelner Neurotransmitter hemmen, beeinflussen MAO-Hemmer gleich mehrere Botenstoffe gleichzeitig, was zu einer breiteren, aber weniger gezielten Wirkung führt.

Während TCA-Medikamente zusätzlich auf Histamin- und Acetylcholin-Rezeptoren wirken, setzen MAO-Hemmer ausschließlich bei der Monoaminooxidase an, wodurch sie andere Nebenwirkungs-Profile haben. 

Zudem erfordern MAO-Hemmer aufgrund möglicher Wechselwirkungen mit bestimmten Lebensmitteln und Medikamenten eine strengere Diät und mehr Vorsichtsmaßnahmen als SSRI, SNRI oder TCA.

Übersicht: Verschreibung nach Krankheitsbild

In der nachfolgenden Übersicht findest du die am häufigsten verschriebenen Anti-Depressiva am Markt und wann die jeweilige Wirkstoffgruppe üblicherweise verschrieben wird:

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Wie wirksam sind MAO-Hemmer – Studie gibt antwort

Eine umfassende Netzwerk-Metaanalyse hat die Wirksamkeit verschiedener Medikamentenklassen bei der Behandlung von Panikstörungen untersucht, darunter auch Monoaminoxidase-Hemmer (MAO-Hemmer) [Zur Studie]

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Details zur Studie

Studie zeigt: Alle Medikamente sind wirksamer als Placebo

Alle Medikamente waren wirksamer als ein Placebo, jedoch mit Unterschieden:

  • Benzodiazepine: 84,5 %
  • Trizyklische Antidepressiva (TCA): 68,7 %
  • Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI): 66,4 %
  • MAO-Hemmer: keine exakte Prozentangabe, aber Odds Ratio (OR) von 1,30 (niedriger als andere Medikamentenklassen)

 

Zusammenfassung:

MAO-Hemmer sind deutlich wirksamer als Placebo, aber erzielen niedrigere Erfolgsraten (Remissionsrate) als Benzodiazepine, TCA und SSRI. Sie kommen vor allem dann zum Einsatz, wenn andere Medikamente nicht ausreichend helfen.

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3 häufige MAO-Medikamente

1. Tranylcypromin (Parnate)

Tranylcypromin ist ein irreversibler MAO-Hemmer, der vor allem bei therapieresistenten Depressionen eingesetzt wird. 

Es hat eine stimulierende Wirkung, was es von anderen MAO-Hemmern unterscheidet und besonders bei Patienten mit Antriebslosigkeit vorteilhaft macht.

2. Moclobemid (Aurorix)

Im Gegensatz zu Tranylcypromin ist Moclobemid ein reversibler MAO-Hemmer (RIMA), was bedeutet, dass es den Enzymabbau nur vorübergehend hemmt und daher ein geringeres Risiko für Nebenwirkungen hat. 

Es wird besonders bei sozialer Angststörung eingesetzt, da es angstlösende Eigenschaften hat, ohne stark sedierend zu wirken..

3. Phenelzin (Nardil)

Phenelzin ist ein irreversibler MAO-Hemmer, der neben Depressionen auch häufig bei Panikstörungen und sozialen Phobien verschrieben wird. Im Vergleich zu anderen MAO-Hemmern hat es eine stärkere Wirkung auf Dopamin, was es für Patienten mit gleichzeitigem sozialem Rückzug interessant macht.

Die häufigsten Nebenwirkungen bei MAO-Hemmern

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MAO-Hemmer sind wirksam, aber sie haben ein höheres Nebenwirkungsrisiko als modernere Antidepressiva wie SSRI oder SNRI. 

Besonders bekannt ist ihre Wechselwirkung mit bestimmten Lebensmitteln, aber es gibt noch weitere häufige Nebenwirkungen:

  • Blutdruckschwankungen:
    Besonders gefährlich ist der Bluthochdruck (hypertensive Krise), wenn Tyramin-haltige Lebensmittel wie gereifter Käse oder Rotwein konsumiert werden.

  • Schwindel und Benommenheit:
    Da MAO-Hemmer den Blutdruck auch senken können, kommt es häufig zu orthostatischer Hypotonie, also plötzlichem Schwindel beim Aufstehen.

  • Schlafstörungen:
    Besonders Tranylcypromin kann antriebssteigernd wirken und Schlafprobleme verursachen.

  • Magen-Darm-Beschwerden:
    Übelkeit, Durchfall oder Verstopfung sind relativ häufig, aber oft milder als bei SSRI.
  • Kopfschmerzen und Nervosität: Da MAO-Hemmer auch den Dopamin- und Noradrenalinspiegel beeinflussen, können sie innere Unruhe oder Kopfdruck auslösen.

Fazit: Wann MAO-Hemmer bevorzugt eingenommen werden sollten

MAO-Hemmer werden meist dann verschrieben, wenn SSRI und SNRI nicht ausreichend wirken, insbesondere bei therapieresistenten Angststörungen und Depressionen. 

Sie können auch vorteilhaft sein, wenn neben der Angststörung atypische Symptome wie starke Erschöpfung, erhöhte Schlafdauer oder emotionale Labilität bestehen, da sie alle drei Hauptneurotransmitter (Serotonin, Noradrenalin und Dopamin) beeinflussen.

Aufgrund ihrer vergleichsweise starken Nebenwirkungen, ist jedoch der Trend zu beobachten, dass MAO-Hemmer zunehmend seltener verschrieben werden. 

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