Depersonalisation und Derealisation bei Panikattacken: So kannst du damit umgehen

Kennst du das Gefühl, wenn du von dir selbst abgekoppelt bist und die Welt wie von außen beobachtest? Falls ja, hast du das dunkelste Gesicht einer Angststörung kennengelernt, die Depersonalisation und Derealisation.

In diesem Artikel möchte ich dir von meiner Depersonalisation und Derealisation erzählen und zeigen, wie ich damit umgehe.

Mein Leben mit der Depersonalisation

Depersonalisation

Was ist Depersonalisation?

Ein Zustand der psychischen Ent­fremdung von sich selbst. Man fühlt sich als  unreal, autom­atisiert oder als außen­stehender Beobachter  ihres eigenen Lebens wahr­nehmen.

Was ist Derealisation?

Es be­zeichnet das Er­leben der Außen­welt als fremd oder irreal, wobei die Umgebung als verändert, un­wirklich oder wie in einem Traum wahr­genommen wird.

Eigene Krankheit?

Depersonalisation kann sowohl eine eigen­ständige psychische Krank­heit sein, tritt jedoch meistens als Symptom einer anderen psychischen Störung auf.

Diagnose?

Die Diagnose stellt Fach­personal (Psychiater, Psycho­therapeut) auf Basis der Kriterien, welche in medi­zinischen Richt­linien wie DSM-5 oder ICD-10 fest­gelegt sind.

Häufigkeit?

Es wird geschätzt, dass ungefähr 1-2% der Be­völkerung im Laufe Ihres Lebens De­personalisations-Er­fahrungen machen. Konkrete Daten findest du im Artikel.

Dauer des Zustandes?

Die Dauer der akuten Zustände von Dep­ersonalisation und De­realisation kann stark schwanken. Manchmal dauern sie nur wenigen Minuten, manchmal bis zu mehreren Tagen.

Mein erster Kontakt mit Depersonalisation war vor einigen Jahren, kurz nach meiner erste Panikattacke. 

Ich hatte zunehmend das Gefühl, dass ich mich selbst von außen berachtete und sozusagen eine Beobachter-Rolle meiner eigenen Persönlichkeit einnahm.
(Mehr zu meiner Anfangszeit mit Panikattacken hier: Betroffenenbericht)

In extremen Phasen hatte ich fast dauerhaft das Gefühl, dass ich mich nicht mehr richtig mit meinem Körper bin. Gelegentlich war es beim Fahrrad fahren, wo ich das Gefühl hatte, meine Wahrnehmung der Umwelt hatte sich verändert. 

Aber vor allem beim Sport bzw. überall wo mein Körper stark belastet wurde, schien sich der Zustand zu verschlimmern. Ich fühlte mich wie in einem Traum, als ob ich aus meinem Körper herausgezogen worden wäre und alles, was ich tat, nur automatisch geschah.

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Ich wusste, dass ich Hilfe brauchte und entschloss mich, zur Psychotherapie zu gehen. Die Ärztin erklärte mir in dieser Sitzung, dass die Symptome der Unwirklichkeit, die Selbstentfremdung und die falsche Wahrnehmung der Umwelt Symptome einer Depersonalisation und Derealisation sind. 

Irgendwie war ich erleichtert, dass es für diesen Zustand wenigstens einen Namen gibt und ich nicht der erste bin, der diese psychischen Schmerzen ertragen muss. 

Ich musste weiter im Internet über diese Krankheit recherchieren…

…das war mein größter Fehler!

Ich durchforstete das Internt: Google, Gutefrage.at, Psychotherapie-Foren, Web-Doktor, Chat-Bots, „Mache deinen Online-Selbsttest“…

Meine Test-Ergebnisse:

„Wahrscheinlich Schizophrenie“, „möglicherweise dauerhafte Veränderung der Wahrnehmung“ und „Anzeichen einer Psychose“. 

Alles Blödsinn, nichts davon hat gestimmt. Außer, dass das ständige Recherchieren im Internet meinen Zustand deutlich verschlechtert hat.

Habe nur ich diese Symptome?

Je mehr ich recherchierte, desto mehr lernte ich die Depersonalisation als Krankheit kennen, von welcher ich bis zu diesem Tag eigentlich noch nie gehört hatte. 

Ich fand beispielsweise heraus, dass ca. 1 Prozent der Bevölkerung zumindest einmal im Leben Symptome der Depersonalisation und Derealisation aufweist, was in Österreich immerhin 80 000 Menschen sind. Dies sind mehr als man denken mag.

Je mehr ich über die Depersonalisation und das Krankheitsbild der Depersonalisations-Störung las, desto besser erkannte ich, es eine mentale Schutz-Reaktion des Körpers ist.

Für manche Menschen ist es eine Reaktion auf Stress oder Trauma, während es für andere eine Folge von Angst oder Depression sein kann. 

Depersonalisation ist ein Schutz-Mechanismus

Depersonalisation und Derealisation äußert sich bei jedem Betroffenen anders, hat jedoch immer den selben Auslöser.
Nämlich, dass die Psyche einen Schutz-Mechanismus auslöst, wenn mentale Überlastung zu beginnen entsteht oder bereits vorhanden ist.

Das sind die häufigsten Symptome bei Betroffenen

Vorerkrankungen

Eine Meta-Analyse von 2019, welche in der Fachzeitschrift „Journal of Affective Disorders“ veröffentlicht wurde, untersuchte die Häufigkeit der einzelnen Symptome von Betroffenen bei Depersonalisation und Symptome der Depersonalisierung. 

Die Autoren dieser Studie untersuchten insgesamt 57 Studien mit insgesamt 4392 Teilnehmern und identifizierten die häufigsten Symptome bei Depersonalisation und Derealisation wie folgt

Symptome von Depersonalisation

Häufigkeit in %
Gefühl der Trennung oder Abtrennung vom eigenen Körper70,1%
Verzerrte Wahrnehmung von Körper oder Umgebung66,6%
Gefühl von emotionaler Taubheit oder Gleichgültigkeit57,1%
Gedächtnis- oder Konzentrationsprobleme45,5%
Verzerrte Wahrnehmung von Zeit40,1%

Symptome von Derealisation

Häufigkeit in %
Verzerrte Wahrnehmung von Objekten oder Personen69,1%
Verzerrte Wahrnehmung von Umgebung oder Landschaft65,9%
Gefühl, als ob die Umgebung unwirklich oder fremd ist58,2%
Verzerrte Wahrnehmung von Zeit44,3%
Gedächtnis- oder Konzentrationsprobleme36,4%

Experte: Professor Dr. Matthias Michal – Symptome sind nicht für immer

„Du kannst immer wieder gesund werden!“

Experten auf der ganzen Welt haben in zahlreichen Studien bestätigt, dass Depersonalisation und Derealisation und ihre Symptome von betroffenen Menschen besiegt werden können. 

Dem Top-Experten Prof. Dr. Michal aus Mainz zufolge, ist es auch nach jahrzehntelangem Verlauf möglich, eine Depersonalisations-Derealisationsstörung ohne Medikamente, allein mithilfe einer Psychotherapie, vollständig ohne Rest-Symptome hinter sich zu lassen und ein erfülltes und glückliches Leben zu führen.

Dies können mittlerweile tausende Betroffene bestätigen, welche die Depersonalisation und Symptome der Störung der Wahrnehmung für immer hinter sich gelassen haben.

Mein Umgang mit der Depersonalisation

Umgang mit Depersonalisation

Ich begann, mich mit verschiedenen Therapieformen auseinanderzusetzen, um meine Depersonalisation zu behandeln. Darunter probierte ich verschiedene Dinge aus, wie beispielsweise Meditation, Yoga und Atemübungen zur sofortigen Linderung von Panikattacken. 


Zusätzlich erhöhte ich die Sitzungen in der Psychotherapie und lernte, im Buch „Weg mit der Panik“, wie ich mit der Situation „spielend“ umgehen kann, sodass sie nicht mehr auftritt. Es war ein langer Prozess, aber ich begann endlich echte Fortschritte zu machen.

Der wichtige Schlüssel - Das Akzeptieren

Der aus meiner Sicht schwerste - aber wichtigste Schritt - zur Bewältigung von Depersonalisation ist das Annehmen der Situation. Du musst verstehen, dass du im Zustand der Depersonalisation oder Derealisation bereits in einem psychischen Überlastungszustand bist, den du nicht sofort "ausschalten" kannst.

Versuche dir selbst zu sagen, dass der Zustand in ein paar Stunden vorbei ist und lenke dich ab.

Zugrundeliegende Angsterkrankung Bekämpfen: Die 21-Sekunden-Methdoe

Der Zustand der Depersonalisierung trat bei mir meistens unmittelbar nach einer Panikattacke ein. Daher hat mir der Umgang mit Panikattacken geholfen, die Symptome der Depersonalisierung hinter mit zu lassen.

Falls es dir ähnlich geht, versuche die 21-Sekunden-Regel vom Buch „Weg mit der Panik*“ anzuwenden. Hier lernst du, wie du spielerisch Panikattacken hinter dich bringen kannst!

Achte auf deinen Körper

Eine der wichtigsten Maßnahmen für mich war es, mich bewusst auf meinen Körper zu konzentrieren. Hatha-Yoga und Achtsamkeitsübungen hat sich als besonders hilfreich erwiesen, um mir und meinem Körper ein gutes Gefühl zu geben und mir dabei zu helfen, die Welt und meine Umgebung als echt zu empfinden.

Ich habe auch andere Ansätze ausprobiert, wie zum Beispiel eine Saftkur, die Einnahme verschiedener Probiotika und Vitamin D. Diese aktive Herangehensweise an die Behandlung meiner Störung hat mir das Gefühl gegeben, die Kontrolle zurückzugewinnen. Vitamin D war hier jedenfalls ein Game-Changer.

Mehr über die wunderbare Heilkraft von Vitamin D erfährst du hier.

Denkstopp!

Wenn ich mich in einer Phase intensiver Depersonalisation und Derealisation befinde oder das Gefühl habe, den Bezug zur Wirklichkeit zu verlieren, versuche ich sofort, meine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken. Es ist sinnlos, diese Zustände zu analysieren. Ich hake sie ab und mache weiter.

Vitamin D & B12 einnehmen

Es gibt immer mehr Studien, die nachweisen, dass ein Mangel an Vitamin D und Vitamin B12 eine häufige Ursache für psychische Störungen sein kann. Deshalb habe ich begonnen, diese 2 Vitamine regelmäßig einzunehmen. Das mag wie eine kleine Maßnahme erscheinen, machte bei mir aber einen riesigen Unterschied.

Hier 3 hilfreiche, interessante Links dazu:

Die besten Bücher gegen Panikattacken

Panikattacken und andere Angststörungen loswerden

Buch Panikattacken Loswerden

Aus unserer Sicht besser als andere Ratgeber, da es klare Strategien gibt, welche einfach umgesetzt werden können und wirklich helfen.

Weg mit der Panik (inkl. 21-Sekunden-Methode)

Buch Weg mit der Panik

Die 21-Sekunden-Methode um aus jeder Angst- und Paniksituation die Stressgefühle kontrolliert zu Entlassen und langfristig zu Entspannen

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