Angst und Depression loswerden – Das rät die Expertin

Dr. Mag.Isabella Pittner-Meitz, MEd
Dr. Mag.Isabella Pittner-Meitz, MEd

Dr. Mag.Isabella Pittner-Meitz, MEd betreibt eine erfolgreiche Praxis für Psychotherapie und Paartherapie in Graz.

Im großen Interview mit Mental-Info.at spricht sie über veränderte Krankheitsbilder, einen Anstieg an Angsterkrankungen und was Sie Menschen mit Depressionen als erstes rät.

Frau Pittner-Meitz, welche sind die häufigsten psychischen Beschwerden, zu denen Patienten in Ihre Praxis kommen? Können Sie einen Anstieg von bestimmten Krankheiten/Beschwerdebildern in den letzten Jahren erkennen?

In meiner Praxis beobachte ich zunehmend, dass viele Menschen Schwierigkeiten haben, bei sich selbst zu bleiben und ihre eigenen Emotionen wahrzunehmen. 

Der Umgang mit Gefühlen wie Scham, Schuld und Angst ist oft besonders herausfordernd.
Viele PatientInnen berichten, sich von sich selbst entfremdet zu fühlen, was häufig zu einer inneren Leere oder Unzufriedenheit führt. 

Aggressive Gefühle wie Ärger, Wut und Zorn werden oft unterdrückt, ohne die zugrunde liegende Bedeutung zu erkennen. Diese emotionale Distanzierung von sich selbst kann depressive Verstimmungen begünstigen, da das „Ich“ dabei ins Wanken gerät. 

Es zeigt sich ein tiefes Bedürfnis nach innerer Orientierung, die aber oft schwer zugänglich ist.

Würden Sie sagen, dass es einen spürbaren Anstieg an Angststörungen und Panikattacken-Betroffenen gibt?

Ja, in meiner Praxis nehme ich einen spürbaren Anstieg von Angststörungen und Panikattacken bei PatientInnen wahr. 

Auch wenn dies keine statistische Aussage ist, zeigt meine Beobachtung, dass diese Beschwerden zunehmend neben anderen Themen auftreten. 

Aus meiner thera­peutischen Sicht hängen diese Ent­wicklungen oft damit zusammen, dass Menschen den Kontakt zu ihrem Ich-Selbst verlieren, sich von sich selbst entfremdet fühlen und keine Strategien entwickeln können, um den Heraus­forderungen des Lebens zu begegnen. 

Die innere Unsicherheit und Orientierungs­los­igkeit manifestieren sich häufig auf der körper­lichen Ebene in Form von Panik­attacken und verstärkten Ängsten.

Wie lange dauert es aus Ihrer Erfahrung normalerweise (grobe Schätzung) bis Betroffene erste spürbare Besserungen in der Therapie bemerken? Gibt es Unterschiede je nach Art der Störung oder Behandlungsmethode?

Die Frage nach der Dauer bis zu spürbaren Besserungen in der Therapie ist schwer pauschal zu beantworten, da jeder Mensch mit seinem individuellen inneren Bild von sich und der Welt in die Therapie kommt.
 
Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass bereits der Schritt, eine Therapie zu beginnen, oft erste Hoffnung schenkt, die jedoch durch Frustrationen im Verlauf immer wieder aufgegriffen und bearbeitet werden muss. 
 
Ich arbeite mit einem Methoden-Mix aus psychoanalytischen, gestalttherapeutischen, systemischen Ansätzen sowie Körperarbeit, um Geist und Körper in Einklang zu bringen.
Die Dauer bis zu ersten spürbaren Veränderungen hängt stark von der Offenheit der PatientInnen und dem jeweiligen Beschwerdebild ab. 
 
Erste Impulse können bereits nach wenigen Sitzungen spürbar sein, nachhaltige Veränderungen erfordern jedoch Zeit und Geduld.

Was raten Sie Betroffenen üblicherweise als erstes, wenn Sie unter Depressionen leiden?

Mein Ansatz bei PatientInnen mit Depressionen ist es zunächst nicht, etwas anzuraten, sondern das Leid und den Hintergrund der Depression zu verstehen. 

Eine Depression sehe ich als Endpunkt eines Prozesses, der individuell erforscht werden muss. Ich arbeite psychoedukativ, indem ich erkläre, wie sich Depressionen auf körperlicher, emotionaler und kognitiver Ebene auswirken, und was durch Bewegung, Ernährung und gedankliche Veränderungen unterstützt werden könnte. 

Wichtig ist mir dabei, den Willen des Klienten zu respektieren und zu fördern, sodass er selbst entscheiden kann, welche Schritte er gehen möchte. Die Therapie soll nicht vorgeben, sondern zur Selbstermächtigung beitragen.

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Was halten Sie vom Ansatz des Buchs „Panikattacken und andere Angst­störungen loslassen…“, von Klaus Bernhardt, welcher in seinem Buch aufzeigt, dass das Trainieren von positiven Gedanken (Bernhardt-Methode) der Schlüssel zur Heilung einer Angststörung ist?

Das Buch von Klaus Bernhardt ist mir bisher nicht bekannt gewesen, doch ich habe mich jedoch nun damit auseinandergesetzt. 

Grund­sätzlich erachte ich alle Gedanken und Ansätze, die in der Therapie hilfreich sein können, als wertvoll und prüfe, wie sie in mein therapeutisches Handeln eingebunden werden können. 

Den Ansatz, das Trainieren positiver Ge­danken als Schlüssel zur Heilung von Angst­störungen zu sehen, würde ich jedoch relativieren. 

Für mich ist es weniger ein „Schlüssel zur Heilung“, sondern eher ein Baustein, der unter­stützend wirken kann. Die Behandlung von Angststörungen ist ein komplexer Prozess, der neben kognitiven Veränderungen auch emotionale und körperliche Ebenen einbezieht.

Welche Ansätze oder Methoden haben sich bei der Behandlung von Panikattacken und Angststörungen als besonders erfolgreich erwiesen? Welche Methoden hingegen halten Sie für weniger wirksam oder überschätzt?

Bei der Behandlung von Panikattacken und Angststörungen halte ich es für entscheidend, jede Erkrankung individuell zu betrachten. 

Ich bevorzuge einen Methoden­mix aus verschiedenen psycho­therapeut­ischen Ansätzen, da unter­schied­liche Menschen auf unter­schiedliche Heran­gehens­weisen an­sprechen. 

Besonders wichtig ist mir, nicht nur die emotionale Qualität auf der kognitiven Ebene zu betrachten, sondern auch die körperliche Ebene einzubeziehen. Ein ganzheitlicher Ansatz, der Geist und Körper verbindet, hat sich in meiner Praxis als besonders wirksam erwiesen. 

Pauschale Beurteilungen über weniger wirksame Methoden möchte ich dabei vermeiden, da der Erfolg stark von der individuellen Situation abhängt.

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Aus unserer Sicht besser als andere Ratgeber, da es klare Strategien gibt, welche einfach umgesetzt werden können und wirklich helfen.

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