Obwohl Angststörungen und Zwangsstörungen zwei verschiedene Krankheiten sind, haben sie vieles gemeinsam. In diesem Artikel erfährst du alles, was du über Zwangsstörungen und ihre Verbindung zu einer Angststörung wissen musst.
Wird eine Zwangsstörung diagnostiziert, leiden Betroffene an Zwangsgedanken, mit oder ohne Zwangsimpulsen und Zwangshandlungen. Charakteristisch für Zwangserkrankte sind ständige Katastrophengedanken, aber auch Kontrollzwänge und andere Selbst-Zwänge. In der nachfolgenden Grafik sind die häufigsten Zwänge bei Angsterkrankungen zu sehen:
Kontrollzwänge (Bei 30 Prozent der Betroffenen): Diese sind die häufigsten und umfassen das wiederholte Überprüfen von Dingen, wie ob die Tür abgeschlossen ist oder der Herd ausgeschaltet ist. Dies kann aus der Angst resultieren, dass durch Unterlassung Schaden entsteht. Menschen mit Kontrollzwängen sind oft besorgt über Sicherheit und Verantwortung, und dieses Verhalten dient als eine Art Beruhigungsversuch.
Waschzwänge (Bei 25 Prozent der Betroffenen): Sie beinhalten exzessives Händewaschen oder Reinigen von Gegenständen, oft aus Angst vor Keimen oder Verschmutzung. Dies kann mit einer übermäßigen Sorge um Gesundheit und Hygiene verbunden sein.
Zählzwänge (Bei 20 Prozent der Betroffenen): Hierbei handelt es sich um den Zwang, Dinge zu zählen oder bestimmte Handlungen eine spezifische Anzahl von Malen durchzuführen. Dies kann aus dem Glauben resultieren, dass bestimmte Zahlen oder Muster Glück bringen oder Unglück abwenden können.
Ordnungszwänge (Bei 15 Prozent der Betroffenen): Diese beziehen sich auf das Bedürfnis, Dinge in einer bestimmten Weise oder Reihenfolge anzuordnen. Personen mit Ordnungszwängen fühlen sich oft unwohl oder ängstlich, wenn Dinge nicht „genau richtig“ oder symmetrisch sind.
Sammelzwänge (Bei 10 Prozent der Betroffenen): Dies beinhaltet das Sammeln und Aufbewahren von Gegenständen, die objektiv wertlos oder von begrenztem Wert sind. Dies kann aus der Angst resultieren, etwas Wichtiges wegzuwerfen oder aus einer emotionalen Bindung an Gegenstände.
Die medizinische Forschung nimmt an, dass der Kontrollzwang so häufig auftritt, weil er eng mit grundlegenden menschlichen Ängsten und Sicherheitsbedürfnissen zusammenhängt. Die Überprüfung und Kontrolle von wichtigen Faktoren kann eine tiefe evolutionäre Wurzel haben, da dies früher ein wesentlicher Bestandteil des Überlebens war.
Die Diagnose einer Zwangsstörung (Medizinischer Ausdruck „Obsessive-Compulsive Disorder“ oder OCD) beruht auf mehreren Kriterien, hauptsächlich jedoch nach dem DSM-5-Fragebogen:
Die Diagnose erfolgt meist nach den Kriterien des „Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders“ (DSM-5) der American Psychiatric Association oder der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-10/11) der Weltgesundheitsorganisation. Diese Kriterien umfassen:
Die Zwänge sind wiederkehrend: Wenn die Zwänge wiederkehrend und anhaltende sind, welche für den Betroffenen als aufdringlich und unerwünscht empfunden werden und bei den Betroffenen erheblichen Stress und Angst verursachen.
Leid und Beeinträchtigung: Die Zwänge oder Zwangshandlungen verursachen erheblichen Leidensdruck, sind zeitintensiv (oft mehr als eine Stunde pro Tag) oder beeinträchtigen merklich die normale Routine, berufliche Leistung oder soziale Aktivitäten und Beziehungen.
Wenn beide dieser Bedienungen zutreffen (hier etwas vereinfacht ausgedrückt), ist nach DSM-5 eine Zwangsstörung vorhanden.
Ein Psychiater, Psychologe oder anderer qualifizierter Fachmann führt ein ausführliches Interview durch, um die Symptome, Gedanken, Gefühle und Verhaltensmuster des Patienten zu verstehen. Standardisierte Bewertungsskalen und Fragebögen können ebenfalls verwendet werden.
Abgrenzung von einem „Tick“ zur Störung
Nicht jede zwanghafte Handlung oder Gedanke ist als Zwangsstörung zu werden. Viele Menschen haben leichte Rituale oder Gewohnheiten, die nicht unbedingt problematisch sind. Der Übergang von einem einfachen Tick oder einer Gewohnheit zu einer Zwangsstörung wird in der Regel durch den Grad des Leidens und der Beeinträchtigung, die diese Verhaltensweisen verursachen, bestimmt.
Wenn zwanghafte Handlungen viel Zeit in Anspruch nehmen, Stress verursachen oder die Fähigkeit beeinträchtigen, normale tägliche Funktionen auszuführen, ist es wahrscheinlicher, dass eine Zwangsstörung vorliegt.
Beispiele für Zwangsgedanken
Der Betroffene hat sich vor der Arbeit Porridge aufgekocht und seitdem kreisen die Gedanken ausschließlich darum, ob er den Herd auch ausgeschaltet hat. Auf seine Arbeit kann er sich nicht mehr konzentrieren, denn in seinen Katastrophengedanken steht das Haus bereits in Flammen.
Die Angst, den Herd nicht ausgeschaltet zu haben, lässt die Betroffenen teilweise mehrmals wieder umkehren, um zu überprüfen, dass im Haus alles in Ordnung ist.
Zwangsimpulse entstehen aus den Zwangsgedanken. Das Kontrollverlangen wird immer größer. In unserem Beispiel spürt der Betroffene den Druck, nach Hause gehen zu wollen, um sich davon überzeugen zu können, dass er den Herd wirklich ausgeschaltet hatte. Wie erwähnt wissen Zwangserkrankte aber, dass es sich um unsinnige Gedanken handelt, weshalb sie dem Kontrolldrang noch widerstehen können.
Zwangshandlungen entstehen aus den Zwangsimpulsen. Der unter Zwangsstörungen leidende Patient kann den Zwangsimpulsen nicht mehr standhalten. Um die Anspannung zu lösen, geht er nach Hause, um den Herd zu kontrollieren. Es handelt sich hier allerdings lediglich um eine symbolische Schutzhandlung, denn kaum hat der Betroffene das Haus wieder verlassen, sind die Zwangsimpulse, resultierend aus seinen erneut einsetzenden Katastrophengedanken, wieder da.
In ausgeprägten Fällen gibt der Erkrankte dann wieder und wieder nach, weshalb er im Teufelskreis gefangen ist und nicht mal mehr zurück auf der Arbeit ankommt. Mit der Zeit kann der Erkrankte dann keinen privaten, sozialen oder beruflichen Pflichten mehr nachgehen. Vielmehr ist er auch damit beschäftigt, vermeintliche Gefahren, die in seinen Vorstellungen eintreten, abzuwenden.
Die eigene, ständige Kontrolle reicht hier nicht mehr aus, der Betroffene fotografiert zB. im Zehnminutentakt den Herd, um immer wieder schauen zu können, dass der Herd auch aus ist.
Kann er ein Intervall nicht ausführen, steigt die Anspannung dann wieder ins Unermessliche, weshalb oftmals das Haus nicht mehr verlassen wird.
Zwangsgedanken sind mit katastrophalen Vorstellungen verknüpft. Diese lösen Angst aus. Angst triggert das autonome Nervensystem und aktiviert den Sympathikus. Adrenalin wird ausgestoßen, und Symptome wie ein beschleunigter Puls entstehen.
Der Betroffene nimmt diese Symptomatik als Gefahr wahr, weshalb weitere Angstsymptome wie Atemnot, Hitzegefühle, Brustschmerzen oder Taubheitsgefühle hinzu kommen.
Diese steigern sich nicht selten zu einer Panikattacke mit Angst vor Kontrollverlust und Todesangst. Je nachdem, wie stark die Zwangsgedanken oder auch die Anspannung im Rahmen von Zwangsimpulsen oder Zwangsgedanken ist, fällt die Panikattacke unterschiedlich stark aus. Mehr Details findest du hier [Seelenfrieden24 – Zwangsstörungen]
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