Medikamente bei Angststörungen:
So wirksam sind sie wirklich

Es gibt zahlreiche Medikamente bei Angststörungen, welche je nach Erkrankung, Symptome und Verträglichkeit verschrieben werden.

In diesem Artikel erfährst du, welche Medikamente es gibt und welche Vor- bzw. Nachteile sie haben. 

Medikamente bei Angststörungen

Medikamente bei Angststörungen: Diese Typen werden verschreiben

Die Entscheidung, Medikamente gegen die Angststörung einzunehmen, ist schwer. Das liegt hauptsächlich an den Wechsel- und Nebenwirkungen.

Noch schwerer wird die Entscheidung, wenn unklar ist, welche Mittel hier überhaupt verschrieben und eingenommen werden. Bezeichnungen wie:

sind nicht nur aufgrund ihrer Abkürzungen verwirrend, sondern auch in ausgeschriebener Form wenig aussagekräftig. 

Das Ergebnis: Betroffene wissen oftmals nicht, welche Medikamente sie täglich einnehmen und fühlen sich daher oftmals hilflos und überfordert. Dabei gibt es nur 4 Medikamenten-Klassen, welche bei der Behandlung von Angststörungen in Frage kommen.

Übersicht der häufigsten Anti-Depressiva am Markt

In der nachfolgenden Tabelle sind die häufigsten Antidepressiva am Markt aufgelistet und bei welchen Krankheitsbildern sie üblicherweise verschrieben werden.

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1.) Sehr Häufig: Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs)

Ein Mangel an Serotonin ist eine häufige Ursache einer Angststörung.

Dieser Neurotransmitter, welcher hauptsächlich als „Glückshormon“ bekannt ist, hat noch viele weitere Funktionen in unserem Körper. Darunter:

  • Regulation des Schlaf-Wach-Rhythmus
  • SchmerzwahrnehmungAppetitkontrolle 
  • Darmmotilität 
  • Körpertemperatur 
  • Blutgerinnung

Kommt es zu einem Mangel an Serotonin – beispielsweise ausgelöst durch schlechte genetische Veranlagung, Stress oder einen chronischen Nährstoffmangel – werden wir langfristig fast immer krank. Körperlich sowie psychisch.

Und hier kommen SSRI ins Spiel..

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SSRI – Die Glücklichmacher

Aber wie wirken SSRI genau?

SSRI (Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) erhöhen die Menge an verfügbarem Serotonin im Gehirn.

Durch Ihre Einnahme wird der Serotoninspiegel im Gehirn erhöht, indem sie die Wiederaufnahme von Serotonin in die Nervenzellen blockieren. Normalerweise wird Serotonin nach der Signalübertragung schnell recycelt – SSRI verhindern das, sodass mehr Serotonin im synaptischen Spalt verbleibt und länger wirken kann.

Da Serotonin eine wichtige Rolle bei der Regulierung von Angst und Emotionen spielt, führt dieser Effekt zu einer verbesserten Signalübertragung zwischen den Nervenzellen. 

Angstgefühle werden gedämpft, Stressreaktionen verringert und das emotionale Gleichgewicht stabilisiert. SSRI wirken also nicht direkt als „Glücklichmacher“, sondern helfen, eine gestörte Balance im Gehirn wiederherzustellen.

Wo werden SSRI eingesetzt?

SSRIs ist meist das Mittel der Wahl bei

  • generalisierten Angststörungen
  • Panikstörungen
  • sozialen Phobien

insbesondere in mittelschweren Krankheitsstadien. 

Sie sind jedoch nicht immer geeignet, etwa bei besonders leichten Formen von Angst oder bei Unverträglichkeiten.

Die häufigsten Nebenwirkungen von SSRI

SSRI sind „beliebt“, da sie selten zu schweren Nebenwirkungen führen. Jedoch können auch hier Nebenwirkungen auftreten. Die häufigsten Nebenwirkungen von SSRI sind:

  • Übelkeit & Magen-Darm-Beschwerden
    SSRI beeinflussen die Serotoninfreisetzung im Darm, was die Darmbewegung erhöht und zu Beschwerden führt.
  • Schlafstörungen (Ein- oder Durchschlafprobleme)
    Serotonin ist ein Vorläufer von Melatonin, und eine Veränderung seines Spiegels kann den Schlaf-Wach-Rhythmus stören.
  • Kopfschmerzen
    SSRI beeinflussen die Weitung und Verengung der Blutgefäße im Gehirn, was Kopfschmerzen verursachen kann.
  • Sexuelle Funktionsstörungen
     Durch eine erhöhte Serotoninaktivität wird die Dopaminausschüttung gehemmt, wodurch Erregung und Lust vermindert werden.
  • Gewichtszunahme oder -abnahme
    Serotonin reguliert das Sättigungsgefühl, und eine veränderte Signalübertragung kann den Appetit beeinflussen.
  • Schwindel
    Durch Veränderungen an Serotoninrezeptoren im Gleichgewichtszentrum des Innenohrs kann es zu (Angst-)Schwindel kommen.

Diese Nebenwirkungen treten meist in den ersten Wochen auf und lassen meist nach, sobald sich der Körper an das Medikament gewöhnt hat. Zudem gibt es zahlreiche mögliche Nebenwirkungen, welche in dieser Liste nicht aufgeführt sind.

Wie wirksam sind SSRI nun bei Angststörungen nun?

Sehr wirksam.
Denn zahlreiche Studien haben mittlerweile bewiesen, dass SSRI ihre Berechtigung haben und nachweislich wirksam sind. 

Wirksamkeit von SSRI bei Generalisierter Angststörung (GAD):

Umfassende Studien (nachfolgend verlinkt) beweisen eindeutig, dass die regelmäßige Einnahme von SSRI zu einer signifikanten Reduktion der Angstsymptome führt.

Beispielsweise wurde in einer randomisierten, placebokontrollierten Studie festgestellt, dass Patienten, die mit Sertralin (einem häufig verschriebenen SSRI) behandelt wurden, eine signifikante Verbesserung ihrer Angst-Symptome im Vergleich zu Placebo-Teilnehmer aufwiesen.

Die Studien zeigen zudem, dass nicht nur die Wirksamkeit bei generalisierten Angststörungen gegeben ist. Auch bei Panikstörungen sowie sozialen Störungen kann eine signifikante Symptom-Reduktion nachgewiesen werden.

Studie 1: Hier klicken zur Studie 

Studie 2: Hier klicken zur Studie 

Studie 3: Hier klicken zur Studie 

Häufig: Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRIs)

Im Gegensatz zu SSRIs, die gezielt auf den Serotoninhaushalt wirken, beeinflussen SNRIs sowohl Serotonin als auch Noradrenalin. 

Dadurch wird das Wirkungsspektrum erweitert. 

Die zusätzliche Wirkung auf den Noradrenalin-Haushalt kann besonders vorteilhaft sein, wenn neben Angst auch Symptome wie Antriebslosigkeit, chronische Müdigkeit oder Konzentrationsprobleme auftreten – typische Anzeichen eines Noradrenalin-Mangels.

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Noradrenalin ist ein Neurotransmitter, der für Wachheit, Motivation und die Verarbeitung von Stress entscheidend ist. 

Ein Mangel an Noradrenalin führt üblicherweise zu Symptomen wie Energieverlust, verminderter Konzentrations-Fähigkeit, emotionaler Abstumpfung. Serotonin hingegen spielt eine größere Rolle bei der Regulierung von Stimmung, Angst und Schlaf. 

Ein Serotonin-Mangel wird daher häufiger mit Symptomen wie innerer Unruhe, depressiven Verstimmungen und Schlafstörungen assoziiert.

Warum SSRI häufiger bei Angststörungen verschrieben werden als SNRI

Der Hauptgrund dafür sind die Nebenwirkungen.

SSRIs werden häufiger bei Angststörungen verschrieben, da sie in der Regel besser verträglich sind und ein geringeres Risiko für Nebenwirkungen wie Bluthochdruck oder Schlaflosigkeit aufweisen.

Zudem sind SSRIs speziell auf die Behandlung von Angst und Stimmungsschwankungen ausgerichtet, während SNRIs ein breiteres, aber oft aggressiveres Wirkungsspektrum haben.

Meist werden Venlafaxin, Duloxetin, Desvenlafaxin oder  Levomilnacipran verschreiben.

SNRIs kommen also oftmals dann zum Einsatz, wenn SSRIs nicht ausreichend wirksam sind oder wenn neben den Angstsymptomen auch erhebliche Antriebslosigkeit oder körperliche Beschwerden wie chronische Schmerzen vorliegen. 

Selten: Trizyklische Antidepressiva (TZA)

Trizyklische Antidepressiva (TZA) gehören zu den ältesten Klassen von Antidepressiva und unterscheiden sich deutlich in ihrem Wirkmechanismus und Nebenwirkungsprofil von SSRIs und SNRIs.

Während SSRIs gezielt auf Serotonin wirken und SNRIs zusätzlich den Noradrenalin-Haushalt beeinflussen, hemmen TZA die Wiederaufnahme beider Neurotransmitter gleichzeitig – allerdings weniger selektiv.

Diese fehlende Selektivität ein Grund für ihre Wirksamkeit in komplexeren Fällen, andererseits auch für weitaus schwerwiegendere Nebenwirkungen.

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Das Problem: Die Nebenwirkungen

Ein entscheidender Unterschied zu SSRIs und SNRIs ist, dass TZA auch auf andere Neurotransmittersysteme wirken, wie beispielsweise auf Acetylcholin und Histamin. 

Dadurch entstehen häufig sehr unangenehme Nebenwirkungen wie

  • Mundtrockenheit
  • Schläfrigkeit
  • Gewichtszunahme und
  • Verstopfung

die bei neueren Antidepressiva seltener auftreten.

Wann werden TZA eingesetzt?

TZA kommen in der Regel dann zum Einsatz, wenn neuere Medikamente wie SSRIs oder SNRIs nicht ausreichend wirken oder nicht vertragen werden. 

Sie sind besonders hilfreich bei schwereren Angststörungen oder wenn begleitende Symptome wie starke Schlafstörungen, chronische Schmerzen oder eine ausgeprägte Sedierung benötigt werden. 

Sehr selten: Monoaminoxidase-Hemmer (MAOIs)

Monoaminoxidase-Hemmer (MAOIs) unterscheiden sich grundlegend von SSRIs, SNRIs und trizyklischen Antidepressiva in ihrem Wirkmechanismus und Anwendungsbereich.

Während SSRIs und SNRIs gezielt die Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin hemmen und trizyklische Antidepressiva unspezifischer wirken, blockieren MAOIs das Enzym Monoaminoxidase

Dieses Enzym baut die Neurotransmitter Serotonin, Noradrenalin und Dopamin ab. 

Durch die Hemmung des Enzyms bleiben diese Botenstoffe länger im Gehirn aktiv, was ihre Wirkung verstärkt und so die Symptome von Angst und Depression lindert.

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Beeinflussung des Dopaminflusses

Der entscheidende Unterschied von MAOIs zu anderen Anti-Depressiva liegt in der zusätzlichen Beeinflussung des Dopaminspiegels. 

Dopamin spielt eine zentrale Rolle bei Antrieb, Motivation und Belohnung-Fempfinden, was MAOIs besonders hilfreich macht bei therapieresistenten Angststörungen, Depressionen mit ausgeprägter Antriebslosigkeit oder atypischen Symptomen.

Im Gegensatz zu modernen Antidepressiva erfordern MAOIs eine strenge Diät.

Dies liegt daran, da sie lebensgefährliche Wechselwirkungen mit tyraminreichen Lebensmitteln (z. B. Käse, Rotwein, Wurstwaren) auslösen können, die zu einem plötzlichen Blutdruckanstieg führen. 

Zudem sind MAOIs für ihre Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten bekannt, was ihre Anwendung erschwert.

Anti-Depressiva: Wundermittel oder unterschätzte Gefahr?

Nun stellt man sich als Betroffener die Frage: Wie wirksam sind Anti-Depressiva bei Angststörungen? 

Die Antwort auf diese Frage ist leider nicht leicht zu beantworten.
Es gibt zahlreiche Studien, welche die Wirksamkeit von Anti-Depressiva bei Angst und Panik eindeutig belegen. Jedoch können auch weitere – nicht chemische – Heilmittel ähnliche Erfolgsraten aufweisen, wie beispielsweise die VR-Therapie gegen Angst oder Nährstoff-Supplementierung wie Vitamin D bei Angststörungen.

Lasse dich am besten dazu von dem Arzt deines Vertrauens beraten.

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